und 10€ für den Hund
Eigenheim Glück allein
Kindheit mit einem psychisch kranken Elternteil
Ich war ca. 5 Jahre alt, als gefühlter Weise ganz nebenbei, auf der freien Gartenfläche neben Omas Haus, ein kleines neues Haus gebaut wurde. Warum, das wusste ich nicht. Eines Tages hatte jemand mit seinem Bagger einfach angefangen ein Loch zu graben. Meine Mutter arbeitete jede freie Minute, die sie neben ihren Jobs hatte auf dem Bau, zusammen mit einem Maurer. Sie betonte immer wieder, dass dieses Haus unser Zuhause werden würde und ich mich freuen sollte, auf mein eigenes Zimmer. Zeit für mich war keine. Ich erinnere mich noch an die schmerzhaften Verbrennungen, die ich mit zuzog, als ich mich im Spiegeleierbraten versuchte, oder im Bügeln. Keine Zeit für Trost, nur der Satz: „Das musst du verstehen“, manchmal auch Schläge, weil ich angeblich ungehorsam war.
Dieses Verstehen, immer alles verstehen zu müssen. Zu dieser Zeit war ich soweit, dass ich sie durchschauen konnte. Ich konnte ihre Reaktionen auf Situationen berechnen und einordnen. Was jetzt: verstehen oder dumm sein?
Ich begann ihr zu misstrauen und ein Austesten: wie weit kann ich gehen? Welche Knöpfe muss ich drücken, um mein Ziel zu erreichen usw.
Erzählt mir jemand, ein Kind wisse noch nicht was es tut, muss ich dies verneinen. Ich weiß, dass ein Kind genau weiß was es tut. Vielleicht nicht in einer durchdachten Version, so wie ein Erwachsener denkt. Jedoch in kindlicher Naivität.
Der Hausbau bedeutete meiner Mutter sehr viel. Sie hatte mehrere Putzstellen, mein Vater konnte kaum helfen, war immer mehr im Krankenhaus und ich lief so nebenbei mit. Das Haus war das Wichtigste. Mein Vater kam an den Wochenenden aus dem Krankenhaus heim, dann hielt er sich die meiste Zeit bei seiner Mutter und seinen Freunden auf. Ich war allein, trieb mich im Garten rum. Spielte in meiner Fantasiewelt.
Dementsprechend der Anstrengung waren auch Mamas Nerven. Sie schlug mich oft, wenn ihrer Meinung nach das Fas übergelaufen war. Meist wusste ich nicht warum, oder ich wollte etwas unbedingt ausprobieren und nahm ihre Konsequenz in Kauf.
Meine innere Stimme sagte mir dann, dass es ihre Nerven sind, sie nicht anders könne und alles gut werden würde.
Als das Haus fertig war und wir umzogen starb mein Vater- ich besuchte gerade mal die zweite Klasse Grundschule.
Wenn ich diese Zeilen schreibe, bin ich erstaunt darüber, an was ich mich oft noch erinnere. Arbeite ich mit Klienten, besonders mit Kindern, so habe ich ein Gefühl entwickelt, wann sie mit Absicht flunkern und was hinter ihrem Leidensdruck steckt:
Eine unbeschreibliche Liebe zu ihrem Elternteil und eine Bereitschaft sich für das Elternteil einzusetzen.
