Beziehungen pflegen

Trainiere deine soziale Fitness!

Beziehungen pflegen

Nähe tut auf magische Weise gut... ist das wirklich so?

Eigentlich wollte ich nur kurz vorbeischauen, für ein paar Minuten, einfach so den kleinen Welpen in seinem neuen Zuhause begrüßen. Ich schrieb eine kurze Telegramnachricht: Würde den kleinen süßen Welpen noch gerne als Welpe kennenlernen und euch kurz besuchen. Wann würde es passen?

Dass sich das als schwierig herausstellte wurde mir erst bewusst, als meine Freundin mir, über Telegram, ihre Termine unterbreitete. Die nächsten Wochen keine Chance. Wahrscheinlich werde ich den Welpen als Junghund kennenlernen. Gut, ich bekam ein paar Fotos- niedlich!

Ich lese die Nachricht, telefoniere, frage nach und höre:

„Wenn Du schon kommst, möchte ich auch was Schönes vorbereiten!“

Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Sollte ich mich darüber freuen? Ich bin irritiert, gerührt und irgendwie fühlt es sich komisch an.

Ich stelle klar, dass ich wirklich nur kurz vorbeikommen wollte, habe Verständnis für sie. Sie wirkt wirklich sehr verplant.

Ich denke an einen Zeitschriftenartikel, den ich vor kurzen gelesen habe.

„Trainiere deine soziale Fitness!“

Ja, stimmt! Ich muss wirklich trainieren.

In diesem Artikel steht, dass für ein glückliches, langes Leben liebevolle Beziehungen am allerwichtigsten sind. Man soll seine sozialen Muskeln trainieren, Freundschaften, Familie und Umfeld Aufmerksamkeit schenken. Aufmerksamkeit die sie verdienen.

Doch was tun- wie umsetzen, wenn die andere Seite einen anderen Blickwinkel hat? Ich habe mittlerweile den Eindruck Spontanität ist Fehlanzeige. Freundschaft wird eingeplant. Ok, jeder hat seine Verpflichtungen. Aber dann braucht es eine klare Kommunikation und eine klaren Willen zur Abmachung.

Mit anderen Worten: Der Andere ist mir wichtig und ich nehm mir die Zeit.

Wir bewegen uns zur oberflächlichen Freundschaftskosumgesellschaft.

Ich denke an meine bisherigen Freundschaften. Meistens war es so: Ich hatte die Idee, hängte mich in die Umsetzung- Freunde klinkten sich ein- wir hatten Freude.

Aber muss die Organisation, die Zeitfindung und Planung immer von mir begonnen werden?

Mittlerweile komme ich mir vor wie ein Treiber, ein Wachrüttler:

  • Hast du Lust auf ein Picknick?
  • Hast du Lust auf eine Radtour?
  • Wollen wir zusammen ….

In der Zeitschrift lese ich:

Verbringst du genügend Zeit mit den Menschen, die dir besonders guttun?

Eindeutig verbringe ich privat nicht genügend Zeit mit Menschen, die mir besonders guttun!

Ich komme zu dem Entschluss, dass ich zu verschiedenen Menschen verschiedene Beziehungen habe. Ich würde sagen: Bekanntschaften.

Es braucht eben Menschen, die ebenfalls wie ich Geselligkeit und Kontakt wollen.

Ich denke an meine Begegnungen mit Freunden in Ägypten. An die Herzlichkeit, die Zeit, die Muße- die Gastfreundschaft.

Ich werde in Zukunft jede Art von Begegnung genießen, aber keine Erwartungen mehr in Freundschaften stecken und hoffen, dass die Menschen den Artikel in der Zeitschrift lesen, die von sich glauben Bedingungen erfüllen zu müssen, bevor sie sich auf eine freundschaftliche Begegnung einlassen.

Denn eins ist ganz klar: Freundschaften und Geselligkeit sind wichtig!

Inspiration: Artikel von Monika Goetsch

Herzstück Ausgabe 4 Juli/August 2023

https://www.herzstueck-mag.de/

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